Facebook startet erste Tests und entfernt sowohl auf Fanpages als auch auf Instagram-Profilen den Like-Button bzw. die Anzahl an Likes. Und ganz ehrlich: Das war längst überfällig. Gerade Jugendliche werden durch die sozialen Netzwerke ziemlich unter Druck gesetzt. Da vergleicht man sich nicht (wie früher – das waren noch Zeiten!) an den neusten Markenturnschuhen oder der hippsten Schultasche – nein heute sind es diese Fragen: Wer hat die meisten Likes oder bekomme ich genauso viele Kommentare wie meine beste Freundin?
Likes und Herzchen sagen gar nichts aus
Jetzt werden einige dieser Influencer aufschreien und eine Bedrohungslage für ihr Business sehen – werden sie doch nicht selten nur an der Zahl ihrer Instagram-Fans gemessen. Noch ein Grund, warum es Zeit ist, genau diese abzuschaffen. Likes, Fans, Herzchen und wie sie alle heißen sagen gar nichts aus. Schade, dass das viele Unternehmen, die auf Influencer-Marketing setzen, noch nicht verstanden haben und sich die Zahlen nicht durch Analytics-Screenshots belegen lassen. Denn viele dieser Likes (natürlich nicht alle) sind nicht echt und nur erschlichen: Like-Kauf, die Follow-Unfollow-Methode und die Nutzung von Bots sind nur drei Wege mit denen man seine Zahlen künstlich in die Höhe treiben kann. Das hat dann so gar nichts mehr mit der Realität zu tun. Wie man das erkennen kann?
Analyse mit Social Blade und HypeAuditor
Tools wie Social Blade, Influencer DB oder HypeAuditor ermöglichen die Analyse von Influencer-Profilen auf Instagram und Co. Besonders genau sollte man sich hier die Kurve des Follower-Wachstums anschauen. HypeAuditor gibt beispielsweise in der Pro-Version schon Hinweise auf Follow-Unfollow. Für alle, die nicht wissen, was das ist: Bei der Follow-Unfollow-Methode folgt man wahllos sehr vielen Accounts und hofft, dass diese danach zurückfolgen werden. Da man an diesen Profilen aber kein wirkliches Interesse hat, und eine zu hohe „Abonniert“-Zahl auf Instagram (im Vergleich zur Abonnenten-Zahl) schlecht für das persönliche Ranking und den Algorithmus ist, entfolgt man eben diesen nach vier Stunden oder einem Tag dann wieder. Oft bleiben die neuen Fans, die man durch diese Methode gewonnen hat, treu und entfolgen nicht. Die Folge: Der Account hat plötzlich sehr viele neue Fans.
Bei der Analyse ist deshalb nicht nur interessant, wie viele neue Fans der Account in letzter Zeit gewonnen hat, sondern wie der Nutzer selbst sich dort verhalten hat. Bei Social Blade lässt sich nämlich unter Following auch das auslesen. Starke Anstiege von +10 oder mehr und manchmal Abnahmen von -100 Accounts pro Tag legen den Verdacht nahe, dass hier mit unsauberen Tricks gearbeitet wird. Keine natürliche Person hat an einem Tag mehr als 10 neue und interessante Kanäle gefunden, denen man mit ernsthaftem Interesse folgen möchte. Genausowenig ist man an einem Tag von über 10 Accounts (und schon gar nicht 100!) so genervt, dass man entfolgen möchte.
Natürlich gibt es auch noch eine Vielzahl der „guten“ Influencer, die ihre Fans auf ehrliche Art und Weise verdienen – aber wie viel ist ein Like oder Herzchen dann noch wert? In meinen Augen nicht viel.
Fans sind keine KPIs
Die häufigste Frage, die Freelancer, Agenturen oder Social Media Manager in Unternehmen in Bezug auf erfolgreiches Social Media Marketing gestellt bekommen, lautet: “Wie kriegen wir mehr Follower?” Es wäre (m)ein Traum, wenn sich das durch die Umstellung durch Facebook bald von selbst erledigen würde. Übrigens hat auch YouTube schon vor einiger Zeit umgestellt und zeigt nur noch gerundete Zahlen und nicht die tatsächliche Anzahl an.
Fans und Follower bringen dich keinen Schritt weiter. Was nützen dir 100.000 Follower, wenn nur 2% davon wirklich an dir oder deinem Unternehmen interessiert sind? Deshalb sollte die Followerzahl kein Key-Performance-Indicator (KPI) für erfolgreiches Social Media Marketing sein. Was man stattdessen erreichen will: mehr Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit für die eigene Marke oder Personal Brand, sowie Interaktion mit den Kunden und am Ende des Tages natürlich, dass die Produkte und Dienstleistungen gekauft werden. Verabschiedet euch also gedanklich einfach schon einmal von der Fanzahl.
In Zukunft (bei manchen Fanpages ist es sogar schon umgesetzt) kann man bei einer Anzeigenschaltung auf Facebook auch nicht mehr die Option „Fangewinnung“ im Anzeigen-Targeting auswählen. Was Facebook erkannt hat und wir alle nur noch verinnerlichen müssen: Niemand braucht den Like-Button!